#SOBINICH hat Videoclips erstellt, in denen es um die Lebenskompetenzen im Alltag der Jugendlichen geht.
In diesen Clips werden die Zielsetzungen des allgemeinbildenden Bereichs unterstützt. Sie können von den Lehrpersonen verwendet werden, um ein Verständnis für die Lebenskompetenzen zu wecken und zusammen mit den Schüler*innen entsprechende Überlegungen anzustellen. Zu jedem Videoclip gibt es Materialen zur Vertiefung des Themas.
Ein ruhiger Tag
Probleme lösen, Entscheidungen treffen, die zu unseren Bedürfnissen passen, Konflikte angehen… all diese Herausforderungen und das jeden Tag! Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein…
Dieses Video behandelt folgende Lebenskompetenzen:
Problemlösung
Entscheidungsfindung
Kommunizieren ohne Panik
Ausdrücken, was einem wichtig scheint, Grenzen setzen und diejenigen der anderen respektieren. Kurz gesagt: Kommunizieren! Das kann manchmal ganz schön kompliziert sein…
Dieses Video behandelt folgende Lebenskompetenzen:
Kommunikationsfähigkeit
Beziehungsfähigkeit
Sag mir, wer dich beeinflusst (und ich sage dir, wer du bist)
Eigene Ideen entwickeln, kreativ sein, den persönlichen Stil finden… Und dabei immer sich selbst bleiben, unter ständiger Beobachtung der Anderen. Das kann manchmal ganz schön überwältigend sein…
Dieses Video behandelt folgende Lebenskompetenzen:
Kreatives Denken
Kritisches Denken
All we need is love
Interessen entdecken, die eigenen Stärken und Schwächen kennen, Werte und Bedürfnisse entwickeln. Und sich dann noch in andere Mitmenschen hineinversetzen. Das kann manchmal ganz schön herausfordernd sein…
Dieses Video behandelt folgende Lebenskompetenzen:
Selbstwahrnehmung
Empathie
Der Stress
Emotionen zulassen, sie beobachten, sie verstehen. Und sich bloss nicht durcheinander bringen lassen! Das kann manchmal ganz schön stressig sein…
Dieses Video behandelt folgende Lebenskompetenzen:
Stessmanagement
Emotionsmanagement
Kohärenzgefühl
Der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron Antonovsky (1923- 1994) ging der Frage nach, wie Individuen trotz auftretender Belastungen ihre Gesundheit erhalten. Als Antwort auf seine Frage nannte er das Kohärenzgefühl.
Beim Kohärenzgefühl handelt es sich um eine Art Steuerungsprinzip, nach dem die benötigten Ressourcen ausgewählt und eingesetzt werden.
Dank einem ausgeprägten Kohärenzsinn können Jugendliche flexibel auf Anforderungen und Belastungen reagieren und die erforderlichen Ressourcen aktivieren. Je stärker ihr Kohärenzgefühl ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen guten Gesundheitszustand erreichen und aufrechterhalten können. Das Kohärenzgefühl bildet das Kernstück der Salutogenese. Salutogenese bedeutet wörtlich übersetzt, «Entstehung von Gesundheit». Sie beschäftigt sich damit, wie man wieder gesund wird unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren.
Das Kohärenzgefühl besteht aus drei Komponenten:
Verstehbarkeit von Ereignissen (comprehensibility): Ich weiss, was vor sich geht. Dies beinhaltet, dass die Jugendlichen Informationen und Situationen des täglichen Lebens – einschliesslich innerer und äusserer Erfahrungen – als erklärbar, strukturiert und nachvollziehbar wahrnehmen.
Handhabbarkeit von Ereignissen (manageability): Ich kann es tun. Dies beinhaltet, dass Jugendliche die Überzeugung haben, Schwierigkeiten lösen zu können, was Vertrauen und die Verfügbarkeit von Informationen und Instrumenten voraussetzt, die zur Bewältigung der Schwierigkeiten erforderlich sind.
Sinnhaftigkeit von Ereignissen (meaningfulness): Es lohnt sich. Dies beinhaltet, dass Jugendliche Sinn im Leben sehen und fühlen, so dass es sich lohnt, Energie in die gestellten Anforderungen und Probleme zu investieren (Höfer, 2000). Diese Komponente wird durch die Erfahrung gefördert, auf die Gestaltung von Situationen Einfluss zu haben (Bengel et al., 1998).
Resilienz
Der Begriff «Resilienz» stammt aus der Physik und bezeichnet die Fähigkeit bestimmter Materialien, nach einer Veränderung wieder in ihre Ursprungsform zurückzukehren. In der Psychologie entsprang das Konzept der Resilienz aus Arbeiten von John Bowlby im Bereich der Bindungsforschung. In Frankreich wurde sie seit den 90er-Jahren durch Boris Cyrulnik entwickelt, der sie als «die Kunst, zwischen Strömen navigieren zu können» beschrieb.
Resilienz steht demnach für die Fähigkeit einer Person, Lebenskrisen zu bewältigen und sich angesichts widriger Lebensumstände robust zu zeigen. Persönliche und soziale Ressourcen werden eingesetzt, um die Lebenskrise als Entwicklungschance zu nutzent.
Resilienz ist eine Anpassungsfähigkeit, die sich in der Interaktion mit der Umwelt entwickelt. Sie kann also erlernt werden und ist nicht zwingend konstant. Jugendliche können in gewissen Lebensbereichen und zu bestimmten Entwicklungszeitpunkten mehr oder weniger «resilient» sein. In der Literatur werden einige Faktoren hervorgehoben, welche die Resilienz unterstützen:
Das Gefühl, von einer anderen Person grundsätzlich ohne notgedrungene Gutheissung von Verhaltensweisen akzeptiert zu werden. Das ist der wichtigste Faktor für Resilienz, der die Bedeutung der Rolle der Erwachsenen und Bildungsfachleute hervorhebt;
Das Finden eines positiven Lebenssinns;
Klare Anhaltspunkte, um zu funktionieren;
Das Gefühl, das Leben im Griff zu haben;
Ein positives, aber kein illusionäres Selbstbild;
Breit entwickelte Lebenskompetenzen;
Die Fähigkeit, sich selbst zu finden;
Ein Sinn für konstruktiven Humor.
Resilienz bedeutet daher die Umsetzung der Fähigkeit, sich im Austausch mit anderen und der Umwelt weiter zu entwickeln, trotz widriger Umstände.
Psychische Gesundheit
Es gibt keine einheitliche Definition von psychischer Gesundheit, geschweige denn von psychischer Gesundheit von Jugendlichen. Das Konzept der «psychische Gesundheit» steht in Verbindung mit den aktuellen Denksystemen und der Entwicklung der Gesellschaft.
Die psychische Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheit. Gemäss der WHO ist Gesundheit «…ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen».
Weiter definiert die WHO die psychische Gesundheit als «ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann». (WHO, La santé mentale: renforcer notre action, Aide-mémoire No 220, August 2014)
Das Wohlbefinden ist mehrdimensional und umfasst unter anderem:
Körperliches Wohlbefinden: Das Gefühl, sich im eigenen Körper wohlzufühlen und körperliche Bedürfnisse stillen zu können. Z.B. Hunger, Schlaf, Bewegung usw.
Psychisches Wohlbefinden: Allgemeines Gefühl der Zufriedenheit, Optimismus, Lebensfreude, sich als kompetent zu erleben, Zufriedenheit mit dem Erscheinungsbild usw.
Soziales Wohlbefinden: Das Gefühl, sich mitzuteilen zu können, sich anerkannt und geliebt zu fühlen, Selbstachtung, Vertrauen und Sicherheit in sozialen Beziehungen usw.
Die psychische Gesundheit ist also kein starrer, sondern ein dynamischer Zustand. Sie entwickelt sich kontinuierlich im Streben nach einem Gleichgewicht zwischen den physischen, kognitiven, psychologischen, emotionalen, spirituellen und sozialen Dimensionen, die an der Entwicklung jeder Persönlichkeit mitwirken.
Sie beruht auf zwei Säulen: «Produktive Anpassung» und «Selbstverwirklichung» (Paulus 2006).
Für Jugendliche ist psychische Gesundheit eng mit ihrem biopsychosozialen Gleichgewicht und ihren Fähigkeiten verbunden:
physische, psychologische und kognitive Veränderungen zu akzeptieren und zu verinnerlichen;
die Herausforderungen ihrer soziokulturellen Umwelt effizient anzugehen (insbesondere in der Schule);
ihre eigenen Fähigkeiten zu erkennen, zu entwickeln und auszudrücken.
Beeinflusst wird die psychische Gesundheit von Jugendlichen zusätzlich von ihrem Lebens- und Bildungskontext sowie der Möglichkeit iIhre Grundbedürfnisse befriedigen zu können.
Jugendliche mit einer stabilen psychischen Gesundheit:
entwickeln sich physisch, psychologisch, emotional, kognitiv sowie auf der Beziehungsebene ganzheitlich und ausgewogen;
fühlen sich beim Lernen wohl;
befinden sich in einem für sie sinnvollen Beziehungsnetz;
sind sich dessen bewusst, dass sie für jemanden existieren;
fühlen sich geliebt und sind fähig zu lieben;
fühlen sich nützlich;
können ihre Emotionen zeigen, ohne zusammenzubrechen;
drücken Freude und Fröhlichkeit aus;
können sich in ihrer Freizeit entspannen;
berücksichtigen bestmöglich ihre physischen Bedürfnisse (Schlaf, Ernährung, Bewegung usw.);
planen zukünftige Projekte, ihr Leben usw.
Lebenskompetenzen
Zum Begriff Lebenskompetenzen gibt es verschiedene Definitionen. Demnach sind Lebenskompetenzen «diejenigen Fähigkeiten, die einen angemessenen Umgang sowohl mit unseren Mitmenschen als auch mit Problemen und Stresssituationen im alltäglichen Leben ermöglichen» (WHO, 1994a) bzw. «die persönlichen, sozialen, kognitiven und physischen Fertigkeiten, die es den Menschen ermöglichen, ihr Leben zu steuern und auszurichten und ihre Fähigkeit zu entwickeln, mit den Veränderungen in ihrer Umwelt zu leben und selbst Veränderungen zu bewirken» (WHO 1994b, 1999).
Die WHO definiert fünf Paare von Lebenskompetenzen, die weitgehend in Einklang stehen mit den überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21:
Die Förderung von Lebenskompetenzen gilt als erfolgreicher Ansatz in der ressourcenorientierten Gesundheitsförderung. Lebenskompetenzen beinhalten psychosoziale Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es der Person gestatten, aus eigener Kraft mit Herausforderungen und Belastungen des alltäglichen Lebens umzugehen:
Die «Fähigkeit, effizient zu reagieren» erfordert eine positive Selbstwahrnehmung und die Fertigkeit Entscheidungen zu treffen.
«Die Anforderungen und Herausforderungen des alltäglichen Lebens zu bewältigen» erfordert Angleichungs- und Anpassungsstrategien, um sich Situationen zu stellen (Copingstrategien/Bewältigungsstrategien).
Sich eine «Verhaltensweise anzueignen» erfordert Selbstbewusstsein, die Auseinandersetzung mit den eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen, die Absicht und Motivation zur Entwicklung oder Änderung des Verhaltens.
«Die Beziehungen zu anderen, zur eigenen Kultur und zum Umfeld» heben hervor, dass sich persönliche Kompetenzen innerhalb einer Gruppe, eines sozialen Umfelds und einer Gesellschaft bilden und dass sie durch persönliche Erlebnisse aber auch durch Bildung, soziale Beziehungen und dem Lebenskontext beeinflusst werden.
#SOBINICH fördert gezielt die Lebenskompetenzen bei Jugendlichen, weil:
sie für die Entwicklung der Identität und der Fähigkeit, alltägliche Herausforderungen zu bewältigen zentral sind.
sich dies positiv auf die psychische Gesundheit auswirkt und den Kohärenzsinn bei Jugendlichen stärkt. Ein stabiles Selbstwertgefühl wird gefördert und eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Lebensanforderungen wird entwickelt.
Ein Bedürfnis ist eine Notwendigkeit, deren Mangel sich durch Gefühle ausdrückt. Hunger manifestiert sich beispielsweise im Bedürfnis nach Essen und Angst im Bedürfnis nach Sicherheit. Menschliche Grundbedürfnisse müssen befriedigt werden, damit der Lebensprozess nicht ins Stocken gerät und sich das Individuum weiterentwickeln kann.
Gerade in der Adoleszenz ist die Befriedigung von physiologischer, psychologischer und sozialer Bedürfnisse zentral, damit eine optimale Entwicklung stattfinden kann.
Die Grundbedürfnisse wurden von Abraham Maslow (1916-1972), Vorreiter der humanistischen Ansätze, in fünf Typen unterteilt: physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung.
2002 zeigten Deci und Ryan in ihrer Selbstbestimmungstheorie drei psychologische Grundbedürfnisse für die Entwicklung, die Integrität und das Wohlbefinden von Menschen auf: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit (Zugehörigkeit). Wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, erfährt der Organismus Vitalität und interne Kohärenz (Sheldon & Elliot, 1999) sowie psychologische Integration (Deci & Ryan, 1991), welche die Selbstverwirklichung fördern.
Michel Fize, französischer Soziologe, welcher auf den Gebieten der Adoleszenz, Jugend und Familie spezialisiert ist, zeigt «sieben Grundbedürfnisse» von Jugendlichen auf:
Bedürfnis nach Vertrauen
Bedürfnis nach Sicherheit
Bedürfnis nach Verantwortung
Bedürfnis nach Hoffnung
Bedürfnis nach Dialog
Bedürfnis nach Autonomie
Bedürfnis nach Zuneigung
Neben diesen grundlegenden Bedürfnissen erwähnt Michel Fize noch vier komplementäre Bedürfnisse:
Bedürfnis nach Anwesenheit von Erwachsenen
Bedürfnis nach Anerkennung
Bedürfnis nach Zugehörigkeit
Bedürfnis nach Vertrautheit
Die Befriedigung all dieser Bedürfnisse trägt zum jugendlichen Wohlbefinden bei und fördert eine harmonische psychologische und soziale Entwicklung.
Konsistenztheorie
Eine weitere psychologische Theorie welche sich mit Bedürfnissen der Menschen befasst, ist die Konsistenztheorie nach Klaus Grawe (Grawe, 2004). Die Konsistenz wird als Grundprinzip für das psychische Funktionieren des Menschen gesehen. Nach Grawe strebt der Mensch sowohl nach Konsistenz sowie nach Kongruenz. Kongruenz ist für Grawe die Übereinstimmung von aktuellen motivalen Zielen und wie diese wahrgenommen und erlebt werden. Das Verhalten und Erleben des Menschen wird von seinen motivalen Zielen (motivalen Schemata) bestimmt, dies sind Strategien, welche sich der Mensch zum Schutz oder zur Befriedigung seiner Grundbedürfnisse angeeignet hat. Um die Grundbedürfnisse zu befriedigen oder zu schützen gibt es sowohl vermeidende Ziele (vermeidende Schemata) wie auch annähernde Ziele (annähernde Schemata). Menschen, welche in einem Umfeld aufwachsen, wo Bedürfnisse befriedigt werden können, bilden annähernde Ziele aus. Hingegen Menschen, welche in einem Umfeld aufgewachsen sind, wo die Bedürfnisse verletzt wurden, entwickeln mehrheitlich vermeidende Ziele.
Die Grundbedürfnisse nach Grawe sind die vier folgenden:
Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle
Lustgewinn und Unlustvermeidung
Bindungsbedürfnis
Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung/-schutz
Werden die Wahrnehmung und das Erleben der erreichten Ziele (Bedürfnisse befriedigt oder beschützt) als positiv wahrgenommen so spricht man von Kongruenz. Werden diese jedoch als negativ wahrgenommen spricht man von Inkongruenz (Grawe, 2004).
Ziele können sich auch gegenseitig hemmen. Indem beispielsweise die vermeidenden Ziele stärker ausgeprägt sind als die annähernden Ziele. Trifft dies zu, spricht man von einem motivalen Konflikt (Diskordanz). Sowohl der motivale Konflikt wie auch die Inkongruenz sind beides Formen einer Inkonsistenz und können zu psychischen Störungen führen.
Das Selbstbild und der Selbstwert sind wesentliche Bestandteile einer Identitätsbildung.
Das Selbstbild entspricht der Beschreibung seiner Selbst aus der eigenen Sicht. Es ist die Art und Weise, wie sich eine Person wahrnimmt. Es bezieht sich auf ihre Eigenschaften (Vorlieben, Interessen, Stärken, Schwächen usw.), persönlichen Charakterzüge (einschliesslich körperlicher Merkmale), Rollen und Werte usw., welche sie sich aneignet und trotz Veränderungen beibehält. (Cannard, 2019)
Das Selbstbild wird auch durch das Bild geschaffen, welches andere von einer Person haben. Das soziale Selbstbild entspricht dem Grundgedanken, dass alle ihre eigene Identität aufgrund von Anhaltspunkten bilden, die sie von anderen über sich selbst erfahren. (Cannard, 2019)
Der Selbstwert ist die Gesamtheit der Rollenbilder, die eine Person von sich hat. Es handelt sich dabei um die Beurteilung des eigenen Wertes, also die Zufriedenheit mit der eigenen Person (Cannard, 2019). Der Selbstwert entspricht daher unserer Selbsteinschätzung.
Der Selbstwert kann sich auf das allgemeine Ich, aber auch auf das soziale, schulische oder physische Ich beziehen. Er besteht aus vier Hauptkomponenten (G. Duclos, 2000):
Gefühl von Vertrauen und Sicherheit
Gefühl von Selbstwirksamkeit
Gefühl von Zugehörigkeit
Selbsterkenntnis
Der Selbstwert beruht darauf, wie sich eine Person selbst wahrnimmt und wie sie glaubt, was andere über sie denken. Er ist demnach eine psychosoziale Konstruktion, in welcher der soziale Vergleich eine wichtige Rolle spielt.
In der Adoleszenz und mit den damit verbundenen körperlichen Veränderungen wird der physische Selbstwert zur zentralen Komponente: Der eigene Körper und das Aussehen werden zum Hauptanliegen (Boislard, 2014 in Claes und Lannegrand-Willems).
Das Selbstbewusstsein wird häufig mit dem Selbstwert verwechselt.
Das Selbstbewusstsein bezieht sich auf die Einschätzung, wie kompetent ich mich fühle. Es bezieht sich auf das Sicherheitsgefühl, welches sich durch Übung und Erfahrung entwickelt. Es bezieht sich aber auch auf die Einschätzung, wie wertvoll ich mich fühle, auf die Treue zu sich selbst, zu seinen eigenen Werten, Bedürfnissen und Emotionen.
Identität
Die Identität ist das Bewusstsein, eine unverwechselbare und in Raum und Zeit einzigartige Person zu sein, die von anderen anerkannt wird. Sie ist zugleich persönlich und sozial und festigt sich durch:
das, was die Person im Rahmen gemeinsamer Identitäten und sozialer Rollen sein und tun muss und was von ihr erwartet wird. Das Bild, das andere von der Person haben.
das, was die Person sein oder tun zu müssen meint, was sie sein oder werden möchte. Das Bild, das sie aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Werte, aufgrund der aktuellen Situation und ihrer Pläne von sich selbst hat (Tap, 1985).
Die Identität besteht aus:
dem Bewusstsein sich selbst zu sein: seines Körpers, seiner Werte, Fähigkeiten und Talente aber auch seiner Ansichten und Grenzen;
dem Bewusstsein der Geschlechtsidentität: also der Tatsache, sich als Mann, Frau, beides, non binär zu fühlen oder es abzulehnen, sich auf diesen Dualismus und die emotionale und sexuelle Orientierung, also die emotionale und/oder sexuelle Anziehung, die eine Person gegenüber anderen Personen empfinden kann, einzulassen;
dem Bewusstsein einer sozialen Identität: also der sozialen Rollen und Genderrollen, der Art, wie man sich in die Welt integriert, wie man sich ausdrückt. Ein Bewusstsein über die Werte und Normen, die uns antreiben oder einschränken.
Der Begriff «Identität» ist schwierig zu definieren. Sie besteht seit der Geburt und entwickelt sich kontinuierlich weiter. In der Psychologie bezieht sich «Identität» auf eine Reihe persönlicher Fragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? (Cannard, 2019, S. 193; Lannegrand-Willems, 2014, S. 101)
Erikson (1968) ist ein Pionier in der Erforschung der Identität und deren Entwicklung in allen Lebensphasen. Insbesondere in der Phase der Adoleszenz. Seine Arbeiten über die Identitätsbildung zeigen die psychosoziale und entwicklungsorientierte Dimension der Identität auf. Ebenfalls prägt Erikson den Begriff der «Identitätskrise» als Möglichkeit zur Konfliktlösung einer Übergangsphase.
Körperbild
Was ist das «Körperbild»?
Das Körperbild beschreibt die persönliche Einstellung zum eigenen Körper und seinen Fähigkeiten sowie der Zufriedenheit damit. Es geht darum, wie eine Person über ihren Körper denkt, wie sie sich in ihm fühlt, wie sie ihn wahrnimmt und wie sie mit ihm umgeht.
Das Körperbild wird durch die Person selbst und ihr Umfeld beeinflusst und kann sich im Laufe des Lebens verändern.
Das Körperbild ist eng mit dem Selbstwert verbunden. Personen mit einem positiven Selbstwert haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Leben zu führen. Obgleich der Selbstwert von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, ist er eine Grundvoraussetzung für ein positives Körperbild. Veränderungen beim Körperbild wirken sich umgekehrt auch den Selbstwert eines Menschen aus.
Das Körperbild ist subjektiv, veränderbar und entwicklungsfähig. Es wird im Laufe der Zeit, im Zuge unserer persönlichen Entwicklung und durch Einflüsse unserer Umwelt geformt.
Das Körperbild wird geprägt durch:
Gedanken, Werte und Wahrnehmungen, die wir von uns selbst haben;
die Botschaften, die von unserem Umfeld ausgesendet werden und unsere Annahmen darüber, wie andere uns wahrnehmen und über uns denken;
den soziokulturellen Kontext.
Das Körperbild und das damit verbundene Selbstbild und Selbstwert sind also wichtige Bestandteile der Identität. Sie bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft. Körperbild, Selbstbild und Selbstwert werden massgeblich in der Jugend geprägt, im Besonderen durch die einsetzenden körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen im Laufe der Pubertät.
Jugendliche werden für äussere Ideale und Vergleiche hochsensibel und beginnen sich verstärkt mit ihrer Peergruppe zu identifizieren. Negative Erfahrungen, Urteile und Kommentare von Familienangehörigen und Gleichaltrigen, vorherrschende soziale Werte, die Art und Weise, wie Veränderungen in der Pubertät erlebt werden, Unfälle, Krankheiten, Behinderungen, Sozialisierungsgrad, Mobbing, Stigmatisierung usw. wirken sich in dieser Zeit stark auf die Entwicklung des Körperbildes aus.
Anzeichen, die auf ein gesundes und positives Körperbild hinweisen:
Der Körper wird so wahrgenommen, wie er wirklich ist
Der Körper wird so akzeptiert, wie er im gegenwärtigen Moment ist
Die Fähigkeiten und Besonderheiten des eigenen Körpers werden geschätzt und akzeptiert
Dem Körper und seinen Fähigkeiten wird vertraut
Der Umgang mit dem eigenen Körper ist geprägt von Wohlwollen
Anzeichen, die auf ein negatives Körperbild hinweisen:
Der Körper wird anders wahrgenommen, als er wirklich ist
Mit dem Körper werden Gefühle wie Bedauern, Scham, Schuldgefühle oder Hass verbunden
Bestimmte Körperteile oder die Körpermasse werden abgewertet oder abgelehnt
Es bestehen Zweifel am eigenen Körper und dessen Fähigkeiten
Die Bedürfnisse des Körpers werden nicht wahrgenommen, nicht anerkannt oder verleugnet
Der Körper möchte einem «Idealbild» entsprechend verändert werden
Quellen:
In Anlehnung an: Handbuch «S’informer», Programm «Bien dans sa tête, Bien dans sa peau», EquiLibre Québec
Definition und Hinweise zu Körperbild; Expertengruppe HBI Gesundheitsförderung Schweiz 2018
Fachstelle PEP; Brigitte Rychen 2018
#SOBINICH: Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit von Jugendlichen
Jugendliche stellen sich zahlreiche Fragen in Bezug auf die Entwicklung ihrer Identität und ihres Erscheinungsbilds.
«Wer bin ich?» «Bin ich normal?» « Bin ich schön» «Schaffe ich das?» «Was will ich mit meinem Leben anfangen?» «Was und wen mag ich?» «Was ist mir wichtig?”
Die Adoleszenz ist eine wichtige Phase in der Entwicklung der menschlichen Identität, in der sich (fast) alles verändert! Der Körper und das Gehirn verändern sich. Neue Emotionen tauchen auf, das soziale Umfeld weitet sich aus, schulische Erwartungen nehmen zu, Beziehungen zu Gleichaltrigen und zu anderen Erwachsenen als den Eltern werden geschaffen, die Sexualität erwacht. Die Frage nach der eigenen Identität wird zentral.
Diese Veränderungen können zu Sorgen und Stress bei Jugendlichen führen, was zahlreiche psychosoziale Herausforderungen mit sich bringen kann:
Freundeskreis aufbauen und wichtige Beziehungen ausserhalb der Familie knüpfen
Sich beruflich ausbilden und qualifizieren
Einen Lebensstil finden, welcher den eigenen Bedürfnissen entspricht
Ein eigenes Wertesystem aufbauenund sich in die Gesellschaft einbringen
Der Selbstwert und das Selbstbildvon Jugendlichen sind daran gebunden, wie sie Herausforderungen begegnen und Spannungen lösen. Der soziale Vergleich innerhalb der Peer-Gruppen und die Akzeptanz des eigenen Körperbildes spielen bei diesem Prozess eine wichtige Rolle. Je kompetenter und akzeptierter sich Jugendliche fühlen, desto mehr Vertrauen haben sie in ihre eigenen Ressourcen und können sich so akzeptieren, wie sie sind und neue Kompetenzen entwickeln.
#SOBINICH stellt Tools zur Verfügung, um das Selbstvertrauen und das positive Selbstbild von Jugendlichen zu fördern. Jugendliche sollen ein Gleichgewicht zwischen den Erwartungen ihres Umfelds und der Entwicklung ihrer persönlichen Ressourcen entwickeln.