Psychische Gesundheit

Es gibt keine einheitliche Definition von psychischer Gesundheit, geschweige denn von psychischer Gesundheit von Jugendlichen. Das Konzept der «psychische Gesundheit» steht in Verbindung mit den aktuellen Denksystemen und der Entwicklung der Gesellschaft.

Die psychische Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheit. Gemäss der WHO ist Gesundheit «…ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen».

Weiter definiert die WHO die psychische Gesundheit als «ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann». (WHO, La santé mentale: renforcer notre action, Aide-mémoire No 220, August 2014)

Das Wohlbefinden ist mehrdimensional und umfasst unter anderem:

  • Körperliches Wohlbefinden: Das Gefühl, sich im eigenen Körper wohlzufühlen und körperliche Bedürfnisse stillen zu können. Z.B. Hunger, Schlaf, Bewegung usw.
  • Psychisches Wohlbefinden: Allgemeines Gefühl der Zufriedenheit, Optimismus, Lebensfreude, sich als kompetent zu erleben, Zufriedenheit mit dem Erscheinungsbild usw.
  • Soziales Wohlbefinden: Das Gefühl, sich mitzuteilen zu können, sich anerkannt und geliebt zu fühlen, Selbstachtung, Vertrauen und Sicherheit in sozialen Beziehungen usw.

Die psychische Gesundheit ist also kein starrer, sondern ein dynamischer Zustand. Sie entwickelt sich kontinuierlich im Streben nach einem Gleichgewicht zwischen den physischen, kognitiven, psychologischen, emotionalen, spirituellen und sozialen Dimensionen, die an der Entwicklung jeder Persönlichkeit mitwirken.

Sie beruht auf zwei Säulen: «Produktive Anpassung» und «Selbstverwirklichung» (Paulus 2006).

Für Jugendliche ist psychische Gesundheit eng mit ihrem biopsychosozialen Gleichgewicht und ihren Fähigkeiten verbunden:

  • physische, psychologische und kognitive Veränderungen zu akzeptieren und zu verinnerlichen;
  • die Herausforderungen ihrer soziokulturellen Umwelt effizient anzugehen (insbesondere in der Schule);
  • ihre eigenen Fähigkeiten zu erkennen, zu entwickeln und auszudrücken.

Beeinflusst wird die psychische Gesundheit von Jugendlichen zusätzlich von ihrem Lebens- und Bildungskontext sowie der Möglichkeit iIhre Grundbedürfnisse befriedigen zu können.  

Jugendliche mit einer stabilen psychischen Gesundheit:

  • entwickeln sich physisch, psychologisch, emotional, kognitiv sowie auf der Beziehungsebene ganzheitlich und ausgewogen;
  • fühlen sich beim Lernen wohl;
  • befinden sich in einem für sie sinnvollen Beziehungsnetz;
  • sind sich dessen bewusst, dass sie für jemanden existieren;
  • fühlen sich geliebt und sind fähig zu lieben;
  • fühlen sich nützlich;
  • können ihre Emotionen zeigen, ohne zusammenzubrechen;
  • drücken Freude und Fröhlichkeit aus;
  • können sich in ihrer Freizeit entspannen;
  • berücksichtigen bestmöglich ihre physischen Bedürfnisse (Schlaf, Ernährung, Bewegung usw.);
  • planen zukünftige Projekte, ihr Leben usw.